24.03.2001:  Wissenschaftler des Anglo-australischen Observatoriums haben zusammen mit neun weiteren Institutionen aus Großbritannien und den USA mit einem neuen hochauslösenden System auf dem 4-m-Teleskop in der Nähe von Coonabarabran drei, ferne Sterne umgebene Planeten aufgefunden. Es sind die ersten, die von Australien aus entdeckt wurden.
    Seit 1995 sind sechsundvierzig weitere extrasolare Planeten aufgefunden worden. Von keinem glaubt man, daß er Leben hervorbringen könnte. Die meisten Planetenerkundungen bisher waren lediglich in der Lage, solche Planeten ausfindig zu machen, die massereicher sind als Jupiter, der größte Planet unseres Sonnensystems. Infolgedessen werden die unheimlichen Riesenplaneten von diesen Forschungen als erste aufgelesen. Die neuen Planeten wurden um nahegelegene Sterne aufgefunden, die weniger als 150 Lichtjahre von der Erde entfernt sind.
    Der kleinste ist eine Art "heißer Jupiter", wie Planetenjäger ihn nennen. Er besitzt eine Masse von mindestens 84 % der Masse des Jupiters, liegt aber sengend heiß bei seinem Mutterstern, weitaus näher als Merkur zur Sonne. Sein Jahr hat bloß drei Erdtage.
    Der Planet von mittlerem Gewicht liegt in einer erdähnlichen Umlaufbahn innerhalb der "bewohnbaren Zone", in der flüssiges Wasser existieren könnte. Aber der Planet selbst ist nicht erdähnlich: Da er mindestens 1.26 Jupitermassen wiegt, ist er mit ziemlicher Sicherheit ein jupiterähnlicher Gasriese. Es dauert gemächliche 426 Tage, um die Reise um sein Gestirn epsilon Reticulum im Sternbild des Netzes zu vollenden.
    Der dritte Planet ist ein weiterer Gasriese von der wenigstens 1.86fachen Jupitermasse. Seine Umlaufbahn erstreckt sich von seinem Gestirn nur geringfügig weiter als die des Mars von der Sonne, und er benötigt 743 Tage, um im Schneckentempo seinen Stern µAra im Sternbild des Altars zu umrunden.
    Seit 1998 hat sich die Recherche mit Hilfe des Anglo-australischen Teleskops 200 nahegelegene Sterne am südlichen Himmel angesehen. Zuzüglich  sind wahrscheinlich Planeten in Vorbereitung.
    "Innerhalb von drei Jahren können Sie nur Planeten mit kurzen Umlaufsdauern einfangen. Um solche mit größeren Perioden herauszufischen, müssen Sie ein paar Jahre länger beobachten."
    Sämtliche Recherchen verwenden die "Doppler-Wackeltechnik". Während ein unsichtbarer Planet einen entfernten Stern umrundet, zerrt er an ihm, wobei er den Stern veranlaßt, sich im Raum hin- und herzubewegen. Dieses Wackeln kann durch die Dopplerverschiebung, die es im Licht des Sterns verursacht, festgestellt werden.
    Die empfindlichsten Verfahren können Planeten detektieren, die sich mit nur 10 m/s, der Geschwindigkeit eines Weltklassesprinters, bewegen. Die Genauigkeit rührt von einem einfachen Glasrohr her, das einige Stückchen Jod enthält, sowie einem intelligenten Software-Paket. Indem man die Glaszelle aufheizt, verwandelt sich das Jod in ein purpurnes Gas. Das Spektrum von Sternenlicht, das durch das Gas tritt, wird dabei verändert. Dieses Referenzspektrum wird danach mit nicht modifiziertem Sternenlicht verglichen. Dies dient dazu, vieles aus dem Spektrum wegzuwerfen.
    Der nächste Schritt bei der Jagd auf Planeten ist es, Wackelsterne direkt zu beobachten. Diese Aufgabe wird als erstes beim Very Large Telescope Interferometer, das gerade in Chile gebaut wird, und der NASA Space Interferometry Mission, die 2009 beginnen soll, anfallen. Letztere wird fünf Jahre darauf verwenden, nahegelegene Sterne nach Planeten von der Größe der Erde zu durchforsten. Das Anglo-australische Teleskop wird für diese Projekte die Kandidatenliste bereitstellen.
    "Ist es die Sache wert, noch weitere Planeten aufzuspüren?" "Absolut! Es wird noch mindestens fünf Jahre dauern, bis wir hinreichend viele Planeten gefunden haben, um überhaupt damit beginnen zu können, vernünftige Annahmen über die Gesamtpopulation dort draußen zu treffen."
    Die Planeten indes, die bis zum jetzigen Zeitpunkt entdeckt wurden, sind so unterschiedlich im Vergleich zu denen des Sonnensystems, daß alle Theorien zur Planetenentstehung auf den Kopf gestellt wurden.

14.03.2001: Neue Erkenntnisse liefern den Beweis dafür, daß das größte Massensterben auf der Erde - ein Ereignis, welches 250 Millionen Jahre zurückliegt und 90 Prozent allen Lebens auf Erden auslöschte - durch den Zusammenstoß mit einem Kometen oder Asteroiden ausgelöst wurde.
    Über 90 Prozent aller Meeresarten und 70 Prozent aller Landwirbeltiere gingen als Folge davon unter. Das was ein Team herausgefunden hat, wird morgen in der Zeitschrift Science veröffentlicht.
Die Kollision war nicht direkt für das Aussterben verantwortlich, löste jedoch eine Reihe von Ereignissen aus wie etwa gewaltigen Vulkanismus und Veränderungen im Sauerstoff der Weltmeere, im Meeresspiegel und im Klima. Dies wiederum führte, nach Aussagen des Teams, zu einem Artensterben großen Stils.
    Wenn Arten sich nicht anpassen können, gehen sie unter. Es ist eine Art "Survival of the fittest". Um 90 Prozent der Organismen k.o. zu schlagen, müssen sie auf mehr als einer Front angegriffen werden.
    Die Wissenschaftler kennen die Stelle des Einschlags vor 250 Millionen Jahren, als alles Land der Erde den Superkontinent Pangea bildete, nicht. Jedoch hinterließ der Körper aus dem All seine Visitenkarte - komplexe Kohlenstoffmoleküle, die man Buckminster-Fullerene oder kurz Buckyballs nennt, in deren käfigartiger Struktur die Edelgase Helium und Argon eingeschlossen sind. Fullerene, die mindestens 60 Kohlenstoffatome enthalten und eine Struktur besitzen, die einem Fußball oder einem geodätischen Dom ähnelt, sind nach Buckminster Fuller, dem Erfinder des geodätischen Doms, benannt.
Die Forscher wissen, daß diese speziellen Buckyballs extraterrestisch sind, weil die Edelgase, die darin gefangen sind, ein ungewöhliches Isotopenverhältnis aufweisen, Atome also, deren Kerne dieselbe Anzahl an Protonen, aber eine unterschiedliche Anzahl von Neutronen haben. Terrestrisches Helium ist meistens He4, wohingegen extraterrestrisches meist He3 ist.
    "So etwas entsteht in Karbonsternen. Das macht es so aufregend, Fullerene als Nachweis herausgefunden zu haben. Die extremen Temperaturen und Gasdrücke in Karbonsternen sind vielleicht der einzige Art und Weise, wie extraterrestrische Edelgase in ein Fulleren hineingebracht werden konnten."
    Diese gasbeladenen Fullerene wurden außerhalb des Sonnensystems gebildet, und ihre Konzentration in den Sedimentschichten an der Grenze zwischen den Perioden des Perms und des Trias bedeutet, daß sie von Kometen oder Asteroiden überbracht wurden. Die Forscher schätzen, daß der Komet oder Asteroid etwa 6 bis 12 km im Durchmesser war oder ungefähr dieselbe Größe hatte wie der Asteroid, den man für das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren verantwortlich macht.
    Die verräterischen Fullerene, die Helium und Argon enthalten, wurden Stellen entnommen, wo die Grenzschicht zwischen Perm und Trias in Japan, China und Ungarn offenliegend gewesen war. Der Beweis bei der ungarischen Stätte war zwar nicht so überzeugend, aber dafür liefern die Proben aus China und Japan einen deutlichen Beweis.
    Dem Team wurde die Arbeit deswegen um so schwerer gemacht, weil nur wenige, 250 Millionen Jahre alte Gesteine auf der Erde übriggeblieben sind, denn die meisten Gesteine dieses Alters wurden durch tektonische Prozesse des Planeten wiederverwertet:: "Es hat uns zwei Jahre gekostet, diese Untersuchungen anzustellen, den Versuch zu unternehmen, sie soweit einzugrenzen, daß wir die Signatur der Fullerene sehen konnten."
    Wissenschaftler wissen seit langem von dem Massesterben vor 250 Millionen Jahren, da zahlreiche Fossilien unterhalb der Trennmarke wie Trilobiten, die einstmals über 15000 Arten stellten, hart an der Trennmarke verschwinden und oberhalb von ihr nicht zu finden sind. Es gibt auch einen deutlichen Hinweis darauf, daß das Aussterben sehr schnell passierte, in einer Größenordnung von 8000 bis 100000 Jahren, was durch die jüngsten Forschungsergebnisse gestützt wird.
    Vor kurzem dachte man, daß jeglicher Zusammenstoß mit einem Asteroiden oder Kometen ein verstärktes Auftreten des Elements Iridium hinterlassen würde, demjenigen Anzeichen, das in Sedimentschichten aus der Zeit des Austerbens der Dinosaurier gefunden wurde. Iridium wurde an der Grenze zwischen Perm und Trias entdeckt, jedoch nicht annähernd in einer Konzentration wie beim Aussterben der Dinosaurier. Der Unterschied rührt wohl daher, weil die beiden Körper aus dem All, die auf die Erde knallten, unterschiedliche Zusammensetzung hatten.
 

24.02.2001: Ein Gruppe von Astronomen, die Planeten hinterherjagt, meldete am 9. Januar 2001 die Entdeckung zweier Mehrplanetensysteme, die unter die bizarrsten Planetensysteme fallen, die je entdeckt wurden.
    "Eines der Systeme stellt die Bedeutung des Begriffs Planet überhaupt in Frage." Das zweite System besitzt zwei Planeten, die immerwährend in ihrem Gleichlauf eingefroren sind, mit Umlaufzeiten von 60 und 30 Tagen. Von beiden Systemen war bereits bekannt, daß sie jeweils einen Planeten enthalten, jetzt jedoch stellt sich heraus, daß sie zwei Planeten besitzen, die um einen zentralen Stern kreisen.
    Eines der Systeme umgibt den sonnenähnlichen Stern HD 168443, der 123 Lichtjahre entfernt ist und im Sterbild Schlange liegt. Er wird von einem massereichen Planeten umlaufen und von einem noch massigeren Objekt, welches mindestens 17mal größer ist als Jupiter, dem größten die Sonne umkreisenden Planeten. Ob dieser massige Begleiter ein Planet, ein brauner Zwerg, aus dem kein Stern geworden ist, oder ein bis heute nicht identifiziertes Objekt ist, ist unklar. Die Astronomen überlegen hin und her, was der Ursprung und die Natur dieses massigen Biests sein könnte, und keiner weiß auch, wie man es nennen könnte.
    "Dieses gewaltige planetare Objekt übertrifft unsere Erwartungen im Hinblick auf die größten Planeten. Aber genau dort kreist es, in der Nähe eines anderen Planeten. Wir hätten nie gedacht, daß die Natur solch riesige Planeten hervorbrächte, und möglicherweise sind es in Wirklichkeit gar keine Planeten." In einem Papier, das zur Veröffentlichung im Astrophysical Journal freigegeben worden war, schlagen Butler und Marcy vor, daß Planeten nicht größer werden können als diejenige Masse, bei der Deuterium oder schweres Wasser anfangen würde, im Kern des Objekts zu verbrennen: etwa der 13fachen Masse des Jupiter. "Das neuentdeckte Objekt überschreitet diese Grenze, und es wäre zu vereinfacht ausgedrückt, es als braunen Zwerg zu bezeichnen."
    "Es stellt sich die Frage, wie sich so etwas in solch naher Umlaufbahn und so enger Gesellschaft eines anderen Planeten bilden konnte. Dies läßt selbst Astronomen verrückt werden."
    Die zwei Planeten, die HD 168443 umlaufen, haben Massen, die mindestens der sieben- und 17fachen Jupitermasse entsprechen. Sie laufen auf exzentrischen Bahnen, wie es die meisten Planeten anderer Sterne tun, und haben ihren Aufenthaltsort zwischen 0,3 und 3 astronomischen Einheiten vom Stern entfernt. (Eine astronomische Einheit entspricht der Entfernung zwischen Erde und Sonne, nämlich 93 Millionen Meilen.) Der größere Planet wurde deswegen bis heute nicht entdeckt, weil die Astronomen die Daten einiger Jahre benötigten, um das Schwanken, das durch seinen 4,7 Jahre andauernden Umlauf hervorgerufen wird, festzustellen.
    Um einen zweiten Stern entdeckte das Team ein Planetenpaar, das in Resonanzbahnen festgehalten wird und sich im Synchronzustand um seinen Stern bewegt, mit Umlaufsdauern von 60 und 30 Tagen. Aufgrund dieses Verhältnisses von 2:1 läuft der innere Planet während jedes Umlaufs doppelt so oft um wie der äußere. "Sie treiben sich schwerkraftmäßig gegenseitig an, um diese zeitliche Übereinstimmung aufrechtzuerhalten, wobei ihre elliptischen Bahnen ineinandergesetzt und ausgerichtet sind wie russische Matruschka-Puppen."
    "Diese beiden, sich in Resonanz befindlichen Planeten scheinen in Harmonie zu ertönen. Sie sind wie zwei harmonische Töne auf einem Seiteninstrument, mit Frequenzen, die im richtigen Verhältnis stehen."
    Diese zwei, sich im Gleichklang befindenden Planeten haben Massen des mindestens 0,5- und 1,8fachen der Jupitermasse und umrunden Gliese 876, einen schwachen roten Zwergstern, der nur 15 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, im Sternbild Wassermann. Das Team hatte schon vor zwei Jahren genügend Daten über die Schwankungen von Gliese 876, um den zweiten Planeten nachzuweisen, aber die in Resonanz befindlichen Bahnen verblüfften es. Anfang Dezember setzte sich Marcy hin, um herauszufinden, warum die Daten nicht mit dem Modell eines Einzelplaneten, der den Stern umrundet, zusammenpaßten. Er entschloß sich, ein System von zwei Planeten zu entwerfen, und nach viel Versuchen und Fehlschlägen fand er heraus, daß zwei synchrone Umlaufbahnen mit Perioden im Verhältnis von 2:1 die Daten am besten repräsentieren. Dies ist das erste bekannte, in Resonanz befindliche Mehrplanetensystem mit einem Verhältnis von 2:1.
    "Wir sind zum Narren gehalten worden. Der Gleichlauf gestattete es einem der Planeten - dem kleineren, inneren -, sich im Hin-und-her-bewegen des anderen zu verbergen. Vielleicht haben wir die Musik der planetaren Sphären entdeckt. Nun strengen wir uns mächtig an, daß wir die Gesänge auch vernehmen, da diese Planeten uns sicherlich etwas über ihre Entstehung verraten."