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Graf
Heinrich von Ortenburg, 1206 Gründer der Stadt
Vilshofen, und
sein Bruder, Pfalzgraf Rapoto II., gerieten 1192 mit dem
benachbarten Grafen Albert von Bogen, genannt der Wilde, in
einen blutigen Krieg. Streitigkeiten wegen Gebiets- und
Jagdgrenzen dürften der Anlaß zu dieser ersten Fehde
gewesen sein. Dabei fielen die Verbündeten des Bogener
Grafen, Herzog Ottokar von Böhmen, Herzog Leopold von
Österreich und Herzog Berthold VI. von Andechs-Meranien,
denen die stolzen und reichen Sponheimer schon lange ein Dorn
im Auge waren, mit großer Heeresmacht in Baiern ein. Ganze
Strecken zwischen Inn und Donau wurden ausgemordet, weder die
Heiligkeit des Ortes noch das Geschlecht wurden verschont.
Schloß Ortenburg wurde im Oktober 1192 von Herzog Leopold
erstürmt und zerstört. Ohne Zweifel ist damals auch der Ort
unterhalb der Burg verwüstet und niedergebrannt worden. Auch
in den Jahren 1199, 1212 und 1226 kam es erneut zu blutigen
Auseinandersetzungen, worunter die Bevölkerung jeweils sehr
zu leiden hatte.
Ritter Kaspar von Toerring, der
mit dem bayerischen Jägermeisteramt auch das Recht ererbt
hatte, daß er wild im Lande jagen mochte, wo er wollte,
geriet darob mit Herzog Heinrich dem Reichen von Niederbayern
in Streit. Der Toerringer hatte den ganzen bayerischen
Ritterbund gegen den Herzog aufgebracht und sich auf die
Seite seines Todfeindes, Ludwig des Gebarteten von
Ingolstadt, gestellt und dem Landshuter jeden möglichen
Schaden zugefügt. Um den bei der Belagerung seiner Burg bei
Tittmoning im Jahre 1421 mit knapper Not entkommenen Ritter
besonders hart zu strafen, ließ Heinrich dessen geliebte
Jagdhunde erschlagen, die Steine der geschleiften Burg aber
wurden nach Burghausen gebracht, und dort wurden kleine
Vorwerke und ein Zwinger daraus erbaut, welcher "der
Toerringer" hieß.
Im 13. Jahrhundert zählten die
Kalhamer
zu den bedeutendsten Ministerialen des Erzstifts Salzburg und
bekleideten angesehene Stellungen am erzbischöflichen Hof.
Das Verhältnis zwischen den Erzbischöfen und ihren Kalhamer
Dienstmannen war zunächst ungetrübt. Ganz anders
entwickelte sich die Beziehung der letzten Generation, der
Brüder Kuno, Heinrich und Konrad von Kalham, zu ihrem
erzbischöflichen Herrn. Unter der schwachen Herrschaft der
Erzbischöfe Ulrich und Wladislaus hatte die Macht der
Hochstiftsministerialen bedeutend zugenommen, so daß sie es
wagen konnten, eine eigenständige Politik zu treiben. Die
Kalhamer dürften damals ohne die Erlaubnis des Erzbischofs,
dem als Landesherrn das Recht auf Burgenbau zustand, eine
neue Burg errichtet haben. Von dieser
Burg aus machten die Brüder Kuno und
Konrad als Raubritter großen Stils die Gegend und den
Warenverkehr unsicher. Beide saßen aus diesem Grund bereits
im erzbischöflichen Gefängnis und konnten nur durch die
Bürgschaften befreundeter Ritter sowie des späteren
Erzbischofs Friedrich von Walchen, einem Sproß der letzten
hochfreien Familie des Erzstiftes, der vor seiner Wahl selbst
in den Gegensatz des Salzburger Adels zu den Erzbischöfen
geraten war, daraus befreit werden. Dazu mußten sich die
Brüder verpflichten, bis zur Rückkehr Friedrichs, der sich
damals auswärts aufhielt, sich des Straßenraubes und der
Belästigung von Leuten zu enthalten. In dem Streit zwischen
Herzog Heinrich XIII. von Bayern und König Otakar von
Böhmen stand Erzbischof Friedrich II. auf seiten des
Böhmenkönigs, während die drei Kalhamer Brüder den
Bayernherzog unterstützten. In einem Schreiben an den
Erzbischof beklagte sich der Böhmenkönig über die
Schäden, die ihm die Brüder von Kalham durch Straßenraub
zugefügt hatten. In seinem Antwortschreiben berichtet der
Erzbischof, daß der Schaden, den das Hochstift durch die
genannten Übeltäter erleide, ungleich größer sei, da aber
der Bayernherzog den Genannten Schutz gewähre, er nicht
selbst an ihnen Rache nehmen könne. Nach der Wahl Rudolfs
von Habsburg stand Friedrich II. von Salzburg auf seiten des
deutschen Königs, während dessen Gegner, der Bayernherzog
und der König von Böhmen, inzwischen Frieden geschlossen
und sich gegen diesen verbündet hatten. Als die Kalhamer
Brüder sich erneut als Raubritter hervortaten, Beutezüge
und Übergriffe bei Tag und Nacht vollführten, ja selbst vor
Jungfernraub und Notzucht nicht zurückschreckten (worüber
sogar die steirische Reimchronik, die sonst den Salzburger
Erzbischöfen eher kritisch gegenübersteht, deutliche Worte
verliert), kam es zur offenen Auseinandersetzung. Nachdem
alle Ermahnungen und Schlichtungsversuche fruchtlos blieben,
die Kalhamer Brüder nicht einmal die Briefe des Erzbischofs
lasen, sondern diese einfach ungelesen vernichteten,
entschloß sich Friedrich von Walchen nach eingehender
Beratung mit seinen Dienstmannen zum Angriff. Ende Juli 1275
zog er vor die Burg Kalham, belagerte sie und machte sie nach
ihrer Eroberung völlig dem Erdboden gleich. Die
Unverbesserlichkeit seiner Hochstiftsministerialen, deren
zahlreiche Verbrechen genau aufgeschlüsselt werden, habe ihn
schließlich, wie er in einem Schreiben an Rudolf von
Habsburg im August 1275 berichtet, dazu gezwungen, sie all
ihrer Güter, Rechte und Würden zu entsetzen, und er bitte
nun, weil die Kirche keine anderen Machtmittel besitze, als
sie zu exkommunizieren und das Interdikt und den Kirchenbann
über sie und ihre Spießgesellen zu verhängen, den König,
die Verräter, die sich zum Böhmenkönig durchschlagen
wollten, zu ächten. Nicht alle Mitglieder der Familie Kalham
waren an der Auseinandersetzung beteiligt. So nahm
beispielsweise Konrad von Wartenfels selbst an der Belagerung
teil, während Ulrich von Kalham, als Friedrich vor Burg
Kalham lag, eine Stiftung für sein Seelenheil leistete. Die
Brüder Konrad, Kuno und Heinrich wurden zwar nicht an Leib
und Leben gestraft, aber ganz allgemein begann für die
Familie Kalham ein unaufhaltsamer Abstieg. Heinrich von
Kalham geriet erneut in Konflikt mit dem Erzbischof und wurde
mehrere Jahre gefangengesetzt. Erst nachdem er sich
verpflichtet hatte, fünf Jahre Frieden zu halten und den
angerichteten Schaden zu ersetzen, wurde er im September 1296
freigelassen. Nach und nach mußten die Kalhamer ihre
Besitztümer und Rechte abtreten und allen weiteren
Ansprüchen entsagen. Man vermutet, daß mit Konrad, dem
letzten Kalhamer, das Geschlecht bald nach 1333 ausgestorben
ist.
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