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von - bis | Herzog | Bemerkungen |
1152-1159 | Konrad II. von Dachau | vermutlich erster Träger dieses Titels |
1159-1182 | Konrad III. von Dachau | mit ihm endet die Linie Dachau-Meranien |
1182-1204 | Berthold VI. von Andechs | wird Herzog von Meranien im Tausch gegen Bayern |
1204-1234 | Otto I. von Andechs | Sohn von Berthold VI. |
1234-1248 | Otto II. von Andechs | nach ihm wurde der Titel nicht mehr vergeben |
Wie sich die Herkunft des Titels «Herzog von Meranien» erklärt, ist bis heute umstritten. Über seine Gemahlin Mathilde von Weyarn, der Tochter Rudolfs I. von Falkenstein, kann Konrad II. von Dachau jedenfalls nicht an diesen Titel gekommen sein, ebensowenig wie über seine erste Gemahlin Adelheid von Limburg, das im heutigen Belgien liegt. Sein Vater, Konrad I. von Scheyern, war verheiratet mit Willibirg von Grögling, einer Tochter des Lurngaugrafen Udalschalk und der Adelheid von Istrien-Krain, Tochter Herzog Ulrichs I. von Weimar. Daß Ulrichs Gemahlin, Sophia von Ungarn, ihrem Mann aus erster Ehe den Herzogstitel eingebracht haben soll, ist nicht belegt und äußerst unwahrscheinlich, da sie erst später zur Herzogin von Sachsen aufstieg. Konrad II. war aber seit 1150 Domvogt von Freising, ein Amt, das nach seinem Tod sein Wittelsbacher Vetter Herzog Otto I. von Bayern übernommen hatte und das auch vorher schon in Wittelsbacher Händen gelegen war. Des obengenannten Udalschalks Bruder war der Freisinger Vicedomus Adalbert von Eurasburg, der sich später auch nach Ortenburg benannte. Adalbert I. von Eurasburg war von 1078 bis ca. 1100 Graf im Nori-, Wip- und Inntal. Erst 1102 erscheint Graf Udalschalk vom Lurngau als Grafen-Stellvertreter für Adalbert II. im Wiptal. Adalbert von Eurasburg trug aber auch Brixener Lehen des Bischofs Altwin. Dem Bischof Altwin und seinem Lehensgrafen Adalbert ist es vornehmlich zu danken, daß der Herzog Welf aus diesen Gegenden vertrieben und die Alpenstraße als unentbehrliche Verbindung zwischen Nord und Süd geöffnet wurde. Adalberts Sohn, Adalbert II., erbte die Grafschaft im Gau Norital, der mit den Gauen Vintschgau und Passeiergau den Namen Tirol erhielt, Sohn Otto und seine Deszendenten blieben auf der Burg Ortenburg in Kärnten. Die Grafen von Dachau waren über die mit ihnen verwandten Grafen von Valley mit den Grafen von Bozen verwandt. Konrad I. von Valley war mit Agnes von Mareit-Greifenstein verheiratet, seine Schwester Mathilde mit Arnold III. von Mareit-Greifenstein. Was also lag für Kaiser Friedrich I. näher, als den Ducat über Meran oder Meranien einem Grafen von Dachau zu verleihen? |
Es ist nicht denkbar, daß Friedrich I. Barbarossa bei seinem Amtsantritt dem amtierenden Herzog von Bayern, Jasomirgott, einen Teil des Herzogtums einfach wegnahm. Was aber sein kann ist, daß der neue König den babenbergischen Herzog durch Verzicht auf die Herzogswürde in Bayern mit der Einrichtung eines neuen erblichen, wenn auch kleineren Herzogtums Österreich entschädigen wollte. Der Kompromiß sah offenbar vor, daß der Welfe Heinrich der Löwe die Entstehung eines weiteren, eigentlich bereits gegründeten Herzogtums Meranien akzeptieren mußte, welches die Ländereien am Lechrain und Gebiete bis westlich des Herzogtums Kärnten umfaßte. Dazu würde alles wittelsbachische Gebiet rechnen, welches zu eigen oder zu Lehen des Wittelsbacher Pfalzgrafen zählte, das Ebersberger Erbe der Grafen von Kühbach ebenso wie die ehemalige Grafschaft Ottenburg sowie die Allode um Scheyern und an der unteren Amper, also all jene Gebiete, die den Wittelsbachern als Vögten vom Bistum Freising zu Lehen aufgetragen waren, insbesondere auch diejenigen Herrschaften, aus denen später die Grafschaft Tirol entstehen sollte: das Werdenfelser Land, das Inntal, das Wip- und Norital, den Vinsch- und Passeiergau mit Zentrum Meran sowie das Lurnfeld mit der späteren Grafschaft Ortenburg. Die Markgrafschaft Istrien hingegen sollte weiterhin bei Kärnten verbleiben. Spanheimer Besitz wollte der Kaiser offenbar nicht antasten, weil das sofort zu einem Konflikt mit Herzog Heinrich V. von Kärnten aus dem Hause Spanheim geführt hätte. Durch die Einrichtung des Herzogtums Meranien und seine Belehnung mit einen Wittelsbacher ist der späteren, schon viel früher von Barbarossa geplanten Übertragung der Herzogswürde auf Otto I. von Wittelsbach um Jahrzehnte vorgegriffen worden. Barbarossa konnte den Schritt nur deshalb nicht schon damals tun, weil Heinrich der Löwe sein Vetter und damit ein Blutverwandter von ihm war. Das Herzogtum Meranien ist also ureigenes Wittelsbacher Land und hat nichts mit irgendwelchen Ländereien am Meer zu tun, wie es häufig von den Historikern dargestellt wird. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, das Zentrum eines Herzogtums so weit weg von den Wittelsbacher Stammlanden zu verlegen, daß andere Herzogtümer und Markgrafschaften dazwischen geschoben waren und somit kein zusammenhängendes Gebiet hätte entstehen können. Der Markgrafentitel wurde stets unabhängig an ganz verschiedene Geschlechter vergeben, da eine Konzentration von Titeln in einer Hand kaum erwünscht gewesen sein konnte. Zu der Zeit, als das Herzogtum Meranien gegründet wurde, war Istrien in Händen Engelberts III. von Spanheim, dessen Geschlecht bereits einen Herzogstitel innehatte. Die Vergabe eines weiteren Herzogstitels an ein und dasselbe Geschlecht wäre nach den schlechten Erfahrungen, die sein Vorgänger mit der Konzentration von zuviel Macht in einer Hand mit den Welfen gemacht hatte, höchst verwunderlich gewesen. In der Tat haben weder die Grafen von Weimar-Istrien noch sonst irgendwelche enge Verwandte von diesen je einen Herzogstitel besessen. Poppo II. von Weimar war als Markgraf von Istrien bereits 1093 abgesetzt worden, und kein Weimarer hat nach ihm jemals wieder die Markgrafenwürde erlangt, geschweige denn, daß jemand aus dieser Familie in den Herzogsstand erhoben worden wäre. Barbarossas Vorgänger, der Stauferkaiser Konrad IV. wie alle Kaiser vor ihm, die zu ihrer Krönung über den Brenner nach Italien zogen, kannten die Gegend um Meran nördlich von Bozen, und sie war ihnen wegen der dortigen Bistümer Bozen und Brixen und dem Patriarchat von Aquileja aufs engste vertraut, eine entfernte Provinz der Arpaden an der Kvarner Bucht hingegen kannte niemand im Reich. 1180 wurde das Herzogtum Bayern, für welches ursprünglich Berthold von Andechs vorgesehen war, an Otto von Wittelsbach vergeben. Damit die Andechser nicht leer ausgingen, teilte Friedrich Barbarossa das ursprüngliche Herzogtum erneut in zwei Teile. Die Grafschaft Andechs wurde spätestens dann als Teil des Herzogtums Meranien von Bayern abgetrennt. Um Herzöge von Bayern werden zu können, mußten die Wittelsbacher, zu denen auch die Grafen von Dachau zählen, ihren Titel als Herzöge von Meranien abtreten, damit dieser auf die Andechser übertragen werden konnte, die ohnehin bereits über umfangreiche Besitzungen in Tirol verfügten. |
Der Ort Meran zu Füßen der Burg Tirol, die seit 1140 bezeugt ist, ist uralt, schon die Römer hatten hier eine Niederlassung gegründet. Meran in Istrien hingegen ist viel zu klein und bedeutungslos, kein deutscher Kaiser ist jemals dort gewesen. Der Name Tirol war als Grafschaft aber noch gar nicht anerkannt, als das Herzogtum Meran entstand, alles Gebiet dort waren Lehen der Bischöfe von Brixen und Trient, das Land südlich davon aber war in Händen der Grafen von Eppan, die ihrer Herkunft nach Welfen sind. Was also lag näher, als Meran, d.h. Tirol, damals noch von einem bayerischen, sowohl den Andechsern und über Willibirg von Dachau, der Gemahlin Adalberts III. (1125-1165), auch den Wittelsbachern verwandten Geschlecht regiert, zu einer Bastion gegen die drohende Welfengefahr zu machen? |
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Quellen: Herzöge und Heilige – Das Geschlecht der Andechs-Meranier, Katalog zur Landesausstellung im Kloster Andechs, 1993