1. November 2012
Herr Walter S. schrieb:
Hallo Herr Hiebl,
für eine Geocache-Aufgabe muß ich den Höllenkreis nach Dantes
Göttlicher Komödie bestimmen. Vielleicht können Sie mir da etwas
helfen?
Plutos = 4
Odysseus = 8
Homer = 1
Achill = 2
Medea/Iljas = 8 ???
Kerberus = 3
Sokrates = 1
Papast/Bischöfe = 6
Kleopatra = 2
Semiramis = 2 ??
Teresias = ???
Hera = ?
Zeus = ?
Paris = ???
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Walter
Antwort:
Hallo Walter,
das ist eine
einfache Aufgabe. Entweder man schlägt im Inhaltsverzeichnis
einer Ausgabe nach, wo (d.h. auf welcher Seite und in welchem
Kapitel) die Person genannt wird und identifiziert dazu den
Höllenkreis oder man nimmt sich eine digitale Textversion vor
und schickt die angegebenen Suchbegriffe los. Dabei muß man nur
noch darauf achten, ob die griechische oder lateinische
Schreibweise gewählt wurde.
Wenn man gebildet ist, weiß man natürlich auswendig, wofür
welche der zitierten Personen bestraft worden ist (Medea z.B.
nicht nur für den Mord an ihren Kindern, sondern auch, weil sie
das Goldene Vlies geraubt hat). Dann muß man nur noch
kombinieren, welche Verbrechen oder Sünden in welchem Kreis der
Hölle verbüßt werden.
Anbei die korrekten Lösungen:
Plutus = 4 (7.
Gesang)
Ulysseus = 8 (26. Gesang)
Homer = 1 (4. Gesang)
Achill = 2 (5. Gesang)
Medea/Iljas = 8 (18. Gesang)
Cerberus = 3 (6. Gesang)
Sokrates = 1 (4. Gesang)
Papst/Bischöfe = 4+8 (7. Gesang, 20. Gesang)
Kleopatra = 2 (5. Gesang)
Semiramis = 2 (5. Gesang)
Tiresias = 8 (19. Gesang)
Hera = 8 (lat. Juno, 30. Gesang)
Zeus = 7 (14. Gesang)
Paris = 2 (5. Gesang)
Die Hölle ist wie folgt aufgebaut:
Vorhölle, 3.
Gesang
-
Höllenkreis, 4. Gesang
-
Kreis, 5.
Gesang
-
Kreis, 6.
Gesang
-
Kreis, 7.
Gesang
-
Kreis, 8.
Gesang
-
Kreis,
9.-11. Gesang
-
Kreis, 12.
Gesang (1. Streifen), 13. Gesang (2. Streifen), 14.-17.
Gesang (3. Streifen)
-
Kreis, 18.
Gesang, 19. Gesang (3. Graben), 20. Gesang (4. Graben),
21.-22. Gesang (5. Graben), 23. Gesang (6. Graben), 24.-25.
Gesang (7. Graben), 26.-27. Gesang (8. Graben), 28. Gesang
(9. Graben), 29.-30. Gesang (10. Graben)
-
Kreis,
31.-34. Gesang
„Im zweiten
Kreis der Hölle werden die Wollüstigen gepeinigt, im dritten die
Schlemmer. Dann folgen die Kreise der Geizigen und Verschwender
sowie der Jähzornigen und Trägen. Kreis 5 ist auch der Ort des
Höllenflusses Styx und der Stadt Dis. Im 6. Kreis hausen die
Ketzer und Gottlosen, im 7. Mörder, Selbstmörder,
Gotteslästerer, Sodomiten, Wucherer. Der achte Kreis ist
Kupplern vorbehalten, Verführern, Schmeichlern, Huren. Außerdem
sind hier versammelt: Korrupte in kirchlichen oder öffentlichen
Ämtern, Simonisten, Zauberer, Wahrsager, Heuchler, Diebe,
Räuber, falsche Ratgeber, Häretiker und Zwietrachtstifter und,
und, und. Im neunten Kreis schließlich steckt der ärgste Teufel,
Luzifer, und peinigt die schlimmsten Sünder der
Menschheitsgeschichte: Judas, Cassius und Brutus, die Mörder und
Verräter des himmlischen und irdischen Kaisers.“ (Wikipedia)
Herr Gustav
G. schrieb: Schönen
guten Tag!
Ich wollte mich mal erkundigen, wann Sie die Kreise der Hölle
vervollständigen.
Das wär's dann auch schon wieder.
Liebe Grüße
Gustav G.
Antwort:
Sehr
geehrter Herr G.,
in letzter Zeit häufen sich
solche Fragen. Da werde ich denn nicht umhin kommen, die Seite auch
fertigzustellen. Vergessen Sie aber bitte nicht, daß es sich um eine
Komödie handelt, die Hölle an sich gibt es nicht. Sie existiert nur
in den Vorstellungen des Mittelalters und in den Herzen
abergläubischer Menschen. Und die meisten bereiten sich ihre Hölle
auf
Erden selbst. Früher glaubte man allgemein, daß der schlechte
Mensch nach dem Tode Höllenqualen erdulden müsse. Es grenzt an
Sadismus, was Menschen sich an Foltern und Pein für andere
ausdachten. Man empfand in der Bestrafung anderer einen Genuß.
Erstaunlich ist auch, daß in beinahe jeder primitiven Kultur und
jeder Religion die Vorstellungen von der Hölle noch lange lebendig
blieben. Und auch
heute
noch gibt es sogenannte Satanisten, bei denen allerdings das
Triebleben auf Abwege geraten ist. Ich hoffe sehr, daß Sie nicht zu
jener Gruppe von Menschen zählen, sonst müßte ich meinen Entschluß
revidieren. Ich will keinesfalls ein Portal für Abartige eröffnen,
aber auch die Lauheit des reinen Amüsements möchte ich nicht
fördern. Mir geht es nur um das Verständnis der menschlichen Psyche,
und Schauspielern in schwierigen Rollen wünsche ich mehr Talent.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Hiebl
p.s.: Vielleicht zum Abschluß noch
eine kleine Geschichte aus meiner Kindheit. Ich konnte in der Schule
anstellen, was ich wollte, ich bekam in Religion immer eine Eins.
Ich bin in dem katholischen Bayern aufgewachsen, und bei uns war
Religionsunterricht Pflicht. Der Religionslehrer führte uns immer
wieder den Teufel vor Augen, der an allen Ecken und Enden lauert;
und weil ich als Kind eine lebhafte Phantasie hatte, konnte ich mir
den Teufel ausmalen, so wie er mir geschildert wurde. Er war am
ganzen Körper rot wie Feuer, hatte eine gebogene Nase und sah
ganz aus wie mein Religionslehrer mit seinen abstehenden Ohren und
dem vorspringenden Kinn; dazu hatte er stets dieses hämische Grinsen
im Gesicht. Sein Blick hypnotisierte, wenn man ihn anblickte, und
man konnte ihm nicht in die Augen schauen. Er besaß riesige
Fledermausflügel und hatte Hörner wie ein Ziegenbock, dazu war er
bocksbeinig und trug einen langen Schwanz. Er war hager und seine
Hände waren knochig. Dazu hatte er lange ungeschnittene Fingernägel.
Wenn er lachte, schallte es im Raum und die Erde erbebte, wenn er
hereinkam. Meine Vorstellungen vom Teufel waren derart tief in mir
verankert, daß ich mich nicht mehr alleine in den Keller wagte, aus
Angst, ihm zu begegnen. Und wenn ich nachts erwachte, sah ich den
Leibhaftigen vor mir wie in echt und bekam Schweißausbrüche; der
Rand meines Bettes schien förmlich zu glühen, und ich hatte
furchtbare Angst, er würde mich holen und ich müßte ihm meine Seele
verkaufen. Alpträume dieser Art häuften sich, und ich hatte
regelmäßig Todesängste auszustehen, so daß meine Eltern nicht mehr
wußten, was sie tun sollten. Als ich mit den Jahren verständiger
wurde, verloren sich diese Ängste zwar, aber eins ist geblieben,
nämlich die Überzeugung, daß es sich bei denen, die ein
Keuschheitsgelübde abgelegt haben, um böse Menschen handeln müsse.