NIEDERLAGE UND TOD ROGERS VON ANTIOCHIEN BEI BALATH(Kamal ad-Din II 187-190) Ilghasi begab
sich zusammen mit dem Atabeg nach Maridin, und von hier
schickten sie Botschaften zu den muslimischen Truppen und
den Turkmenen nah und fern, um ein großes Heer
aufzustellen. Im Jahre 513 zog Ilghasi mit mehr als
vierzigtausend Mann aus und überschritt den Euphrat an
der Furt von Badaja und danach den Sandscha; seine
Truppen zerstreuten sich über das Land von Tell Baschir,
Tell Chalid und Umgebung und mordeten und plünderten,
soviel sie nur konnten. Da kamen Boten aus Aleppo, die
Ilghasi aufforderten, herzukommen, denn die Plünderzüge
der Franken von al-Atharib nach Aleppo dauerten an, und
die Einwohner hier seien verzweifelt. Also setzte sich
Ilghasi Ende Safar 513 in Marsch nach Mardsch Dabiq,
Maslamiya und Kinnasrin; seine Streifscharen fielen in
fränkisches Gebiet ein und in die Gegend von ar-Rudsch,
töteten, machten Gefangene und nahmen die Feste Kasthun
im Bezirk von ar-Rudsch. Sirdschal, Herr von Antiochien,
sammelte die Franken und Armenier und zog geradewegs zur
eisernen Brücke über den Orontes aus der Stadt; nachdem
sie von dort aufgebrochen waren, schlugen sie Freitag,
den 9. Rabi I, ihr Lager bei Balath auf, zwischen zwei
Bergen nahe dem Paß von Sarmada nördlich Aleppos. Die
Emire verdroß die lange Verzögerung, während Ilghasi
die Ankunft Atabeg Toghtegins abwartete, um mit ihm den
Plan des Vorgehens zu vereinbaren; sie versammelten sich
daher und überredeten llghasi, dem Feind sofort
entgegenzutreten. Ilghasi ließ die Emire und Anführer
ihre Eide erneuern, tapfer kämpfen zu wollen,
standzuhalten, ohne zu weichen, und das Leben für den
Heiligen Krieg zu wagen; sie schworen es gern. Freitag,
den 16. Rabi I, verließen die in Kolonnen gestaffelten
Muslime ihr Zeltlager in Kinnasrin und verbrachten die
Nacht in der Nähe der Franken, die begonnen hatten, eine
Festung zu bauen, die Tell Afrin beherrschen sollte; sie
glaubten nämlich, die Muslime belagerten Atharib oder
Sardana. Da sahen sie in der ersten Morgendämmerung die
Banner der Muslime näherrücken und sie von allen Seiten
umgeben. Kadi Abu l-Fadl ibn al-Chaddschab ritt auf
seiner Stute mit einer Lanze in der Hand nach vorn und
ermunterte seine Leute zum Kampf. Bei seinem Anblick rief
einer der Soldaten: «Sind wir etwa aus unserem Land
hierher gezogen, um diesem Turbanträger zu folgen?» Der
Kadi jedoch ritt vor den Reihen hin und her, weckte durch
eine beredte Ansprache den Kampfeseifer der Soldaten und
hob ihre Moral gewaltig, so sehr, daß die Männer zu
Tränen bewegt wurden und ihn bewunderten. Darauf schloß
Tughan Arslan ibn Dimladsch den Feind ein, fiel über
seine Zelte her und säte Tod und Vernichtung. Gott gab
den Sieg den Muslimen: diejenigen Franken, die zu den
Zelten flohen, wurden getötet, die Türken griffen wie
ein Mann von allen Seiten an und schlugen sich tapfer;
die Pfeile flogen dicht wie Heuschrecken. Die Franken
flohen unter dem Pfeilregen, der sich über die Reiterei
und den größten Teil des Heeres ergoß. Nachdem die
Reiterei überwältigt und das Fußvolk mit allen
Knechten und Dienern geschlagen war, wurden alle
gefangengenommen. Sire Roger wurde getötet, während von
den Muslimen nur zwanzig Mann fielen, darunter Sulaiman
ibn Mubarak ibn Schibl; von den Franken dagegen retteten
sich nur zwanzig. Einige ihrer Anführer flohen, aber
fast fünfzehntausend fielen in der Schlacht; sie fand
Sonnabend um die Mittagsstunde statt. Der Siegesbote
erreichte Aleppo, als die Muslime gerade alle in Reiben
das Mittagsgebet in der Großen Moschee verrichteten.
Bald vernahm man ein großes Geschrei von Westen, vom
Heer jedoch erreichte keiner die Stadt vor der Stunde des
Nachmittagsgebetes. In Anlehnung an: Francesco Gabrieli, Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Artemis Verlag Zürich und München |