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14.02.2006
Herr Ingo E. schrieb: Meine Güte,
habe noch nie einen so geschmacklosen Törnbericht gelesen wie den über die letzte Fahrt der Karpasia. Schade, daß er kaum über das Revier, dafür aber mehr über die körperliche Beschaffenheit der Mitseglerinnen berichtet. Da Sie ja schreiben, daß alles auf Erfahrungen beruht, nehme ich mal an, daß Ihre ehemaligen Mitsegler/-innen nicht besonders erfreut sein dürften, daß über ihre Krankheiten im Internet berichtet wird. Nehmen wir doch mal an, ein Familienmitglied oder der Arbeitgeber würden so darüber erfahren. Können Sie das mit halbwegs normalen moralischen Grundsätzen vereinbaren? Gut, daß wir nicht gemeinsam an Bord waren, ich wäre äußerst verärgert. Viel interessanter wäre es gewesen, einen objektiven Bericht über die Route, Land und Leute, den Skipper und den Veranstalter zu bekommen. So hilft mir das als Interessenten für einen Karibiktörn nicht weiter. Schade!
Antwort: Sehr geehrter Herr E.,
noch geschmackloser als meinen
Törnbericht, den Sie ja immerhin gelesen haben, finde ich es, wie Sie mit der,
gemessen an Ihrem oberflächlichen Verständnis, scheinbar begangenen
Überschreitung der Grenzen des guten Geschmacks nach Art einer Vorverurteilung
umgehen, dadurch daß Sie komplett Opfer und Täter vertauschen. Zu meinem
Bedauern muß ich feststellen, daß Sie vom ganzen "Film" gerade einmal 10 %
verstanden haben. Von der tiefen Tragik, die dieses Schiff umgab, und von den
Gefahren, denen die Besatzung unausgesetzt ausgesetzt war, ist so gut wie nichts
zu Ihnen durchgedrungen, denn darüber gibt der Bericht hinreichend Aufschluß.
Daneben liefert er sehr wohl eine Routenbeschreibung, nur gibt es in der Karibik
eben von Hause aus nicht sehr viel zu sehen, weil alle Inseln sich sehr ähneln.
In meiner Schilderung der Begebenheiten an Bord sind alle Eigennamen anonym
gehalten, niemand weiß, wer wann mit wem, auf welchem Schiff und in welchem
Revier unterwegs war, außer der Veranstalter, der gerichtlich dafür gesorgt hat,
daß die originale Seite vom Netz genommen werden mußte. Auch das Seegericht sah
in der groben Fahrlässigkeit lediglich eine Ordnungswidrigkeit, aber nur, weil
nichts passiert ist. Familienangehörige, Freunde oder Arbeitgeber können nur
dann von der Existenz dieser Seite
über Ihre
Angehörigen erfahren, wenn der oder die Betreffende sie selbst davon in
Kenntnis setzen. Ich bezweifle sehr, daß meine Internetseite auch nur einem von
denen, die mit dabei waren, bekannt ist, denn dafür hätte ich auch selbst sehr
gut sorgen können, hätte ich mit ihnen persönlich abrechnen wollen. Ich bin aber
nicht so rachsüchtig, wie Sie es vermuten, auch war mein Verhalten stets das
eines Ehrenmannes. Das gilt allerdings nur Menschen gegenüber, die selbst auch
ehrbar sind. Wenn sich mir aber, wie es hier augenscheinlich der Fall war,
menschliche Abgründe auftun, die mich etwas angehen, so behalte ich mir vor,
über diese auch Aufschluß zu erteilen, gegebenenfalls unter Angabe von Details,
die diese Personen selbst zum Besten gegeben und damit öffentlich gemacht haben.
Zum anderen sollte das Ganze ja auch Unterhaltungswert besitzen, und nicht in
erster Linie informativ sein. Speziell in diesem Fall hatte ich eben das
Bedürfnis, etwas loszuwerden, und je mehr Resonanz ich darauf bekomme, desto
freier fühle ich mich. Es gibt Konflikte im Bereich des Zwischenmenschlichen, die nicht
anders aufgearbeitet werden können, als daß man über sie berichtet. Wenn Sie mit
der Wahl der Mittel nicht einverstanden sind, so habe ich dafür Verständnis,
aber mehr auch nicht. Verbieten möchte ich mir allerdings jegliches Urteil
darüber, was zum Verständnis der Vorgänge notwendig gesagt werden muß. Insofern
beweisen Sie durch Ihre Kritik lediglich, daß Sie sich nicht auf dem Boden der
Tatsachen bewegen. Es war niemals meine Intention gewesen, über Land und Leute
zu schwafeln. Wenn Sie so etwas suchen, sind Sie anderswo besser beraten. Mir
ging es ausschließlich darum, das Leben und die Verwicklungen an Bord einer
Segelyacht auf einem "ganz normalen" Segeltörn zu schildern. Daß das Fahrtgebiet
hier zufälligerweise die Karibik war, darauf kommt es dabei nicht an. Nachdem
Sie ja offenbar mit meiner Art von Darstellung nicht einverstanden sind, kann
ich Ihnen auch meine anderen "skandalösen" Törnberichte, die in etwa alle im
gleichen Stil gehalten sind, nicht zum Lesen empfehlen. Fakt bleibt aber, daß,
wer an Abenteuern gleich welcher Art interessiert ist, diese immer noch am
ehesten auf einem Segeltörn erleben kann.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Hiebl