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Tankred
von ROBERT LAWRENCE NICHOLSON
Originaltitel: TANKRED: EINE STUDIE SEINES AUFSTIEGS UND WERKES IN BEZUG AUF DEN ERSTEN KREUZZUG SOWIE DIE ERRICHTUNG DER LATEINISCHEN STAATEN IN SYRIEN UND PALÄSTINA
Eine der Fakultät aus dem Bereich für Geisteswissenschaften vorgelegte Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie an der Universität von Chicago 1938
Inhalt
I. Tankreds Abstammung und frühes Dasein
II. Der erste Kreuzzug: bis zur Ankunft in Heraclea
III. Der erste Kreuzzug: vom Aufenthalt in Heraclea bis zur Belagerung Antiochiens
IV. Der Erste Kreuzzug: von Antiochien nach Schaizar
V. Der erste Kreuzzug: von Schaizar nach Askalon
VI. Herr von Galiläa (1099-1101)
VIII. Die Wiedererlangung des Fürstentums von Antiochien (1104-1108)
IX. Der Streit um die Herrschaft in der Grafschaft Edessa (1108)
XI. Der Feldzug gegen Schaizar und der Entsatz Edessas (1109-1110)
I. Tankreds Abstammung und Jugend
Im elften Jahrhundert war Süditalien ein politisch entzweites Land. Seine "Spitze" und sein "Sporn" gehörten zu Byzanz und stellten die Themen Lombardei und Kalabrien. Im Nordwesten liegen die lombardischen Staaten Capua, Benevent und Salerno, alle politisch souverän und stark partikularistisch in der Zielsetzung, ständig mit den Byzantinern und untereinander kämpfend.... Zu einer nicht näher bestimmbaren Zeit vor dem ersten Kreuzzug wurde Tankred von Alberich von Grandmesnil, einem der Söhne von Hugo von Grandmesnil, dem Gründer des Klosters von St. Evroult, verwundet. Als Folge davon hinkte Tankred zeitlebens.
II. Der erste Kreuzzug: bis zur Ankunft in Heraclea
Die Normannen Süditaliens scheinen dem Kreuzzugsaufruf Urbans II. auf dem Konzil von Clermont im November 1095 zunächst wenig Beachtung geschenkt zu haben. Dennoch muß ihnen mit Sicherheit recht bald Nachricht von diesem Unternehmen zuteil geworden sein, da ja Bohemund und sein Halbbruder Roger Aftervasallen bzw. Vasallen Urbans II. waren und ziemlich enge persönliche Beziehungen zu ihm unterhielten. Sicher ist, daß, als die Kreuzfahrerbewegung in Richtung der süditalienischen Häfen an Tempo zunahm, Bohemund sich entschloß, daß auch er der Aufforderung, das Heilige Land von den Ungläubigen zurückzuerobern, nachkommen würde. ... Tankred war, wie wir sehen werden, dazu auserkoren, einen wichtigen Part in der Durchführung der Strategie zu übernehmen.
III. Der erste Kreuzzug: vom Aufenthalt in Heraclea bis zur Belagerung Antiochiens
In Heraclea scheinen die Kreuzzugsführer zu einer Entscheidung gelangt zu sein, daß das Hauptheer nordwärts gegen Cäsarea vorrücken sollte, und dann in einer wesentlich südöstlichen Richtung gegen Marasch, während Sonderkommandos, die durch Tankred und Balduin geführt wurden, sich von Heraclea südostwärts in das Gebiet von Tarsus und Adana begeben sollten, und von dort in Richtung Marasch, von welchem Ort aus die wiedervereinten Kräfte gegen Antiochien vorstoßen sollten. Diese Entscheidung, glaube ich, wurde zum Teil durch den allgemeinen Wunsch, den Erfolg des Kreuzzuges als Ganzes sicherzustellen, angeregt und teilweise durch spezielle Ziele, die einige seiner Führer verfolgten. ... Nachdem er diese verschiedenen Eroberungen getätigt hatte, wandte sich Tankred von Alexandretta aus nordwärts und vereinigte sich mit dem Hauptheer um den 15. Oktober 1097 in Artasium.
IV. Der erste Kreuzzug: von Antiochien nach Schaizar
Antiochien, die "Perle des Orients" und der Schlüssel zu Syrien, war zu Beginn des ersten Kreuzzuges eine der mächtigsten Festungen in der Levante. Es war am Orontes gelegen, der mit weitausgedehnten Sümpfen der Stadt nach Norden und Osten zu eine natürliche Verteidigung bot. ... Augenscheinlich begannen die überwältigenden Siege der Franken im antiochenischen Gebiet die weniger kleinen Leute unter den Arabern zu beeindrucken und machten sie den Wünschen der Anführer des Kreuzzugs geneigter.
V. Der erste Kreuzzug: von Schaizar nach Askalon
Von Schaizar aus bewegten sich die Kreuzfahrer in leichten Etappen nach Tripolis, einer Küstenstadt, die später die Hauptstadt der Grafschaft Tripolis wurde. Von türkischen Führern geleitet, die der Emir von Schaizar beigebracht hatte, hielten sie sich fünf Tage (17. - 22. Januar) in einem fruchtbaren Tal auf, das zwischen Schaizar und Hamah gelegen ist, in dem Herden über Herden des gesamten Landstrichs weideten. ... Mit der Schlacht bei Askalon naht das Ende von Tankreds Rolle als Führer des ersten Kreuzzugs. Von nun an soll er die Bühne der Geschichte als Herrscher des lateinischen Ostens betreten, zuerst als Herr von Tiberias, danach, während der Gefangenschaft seines Onkels, als Regent von Antiochien und schließlich, nach 1104, mit dem Weggang Bohemunds nach Europa, ein weiteres Mal als Regent von Antiochien.
VI. Herr von Galiläa (1099-1101)
Die Einnahme Jerusalems brachte eine Reihe von Führern zu dem Schluß, daß ihre Kreuzzugsgelübde erfüllt worden waren. Raimund von Toulouse und die beiden Robert verließen gemeinsam mit ihren Gefolgsleuten und vielen anderen Kreuzfahrern Ende August Jerusalem, indem sie sich zuerst nach Laodicea begaben und dann auf direktem Weg über das Meer nach Konstantinopel fuhren. ... Daher scheint es nur zu wahrscheinlich, daß Tankred beim Versuch, seine beschränkten Besitzungen zu sichern, die Gunst der alteingesessenen syrischen und griechischen Christen durch wohlwollende Behandlung sowie eine scharfsinnige Kirchenpolitik zu gewinnen suchte.
Tankred wurde, als er in Antiochien um den 28. März 1101 ankam, von der Garnison der Zutritt zur Stadt verweigert, bis er geschworen hatte, Bohemund treu zu bleiben. Obwohl die Regierungsgewalt zur Zeit der ersten an ihn gerichteten Bitte bereits an ihn übertragen war, reichte dieser Umstand nicht aus, um die Besatzung zu beschwichtigen. ... Nur der König von Jerusalem konnte mit ihm um die Macht und das Ansehen unter den christlichen Fürsten des Heiligen Landes wetteifern. Wir werden im nächsten Kapitel sehen, welchen Nutzen Tankred aus seinen Möglichkeiten zog.
VIII. Die Wiedererlangung des Fürstentums von Antiochien (1104-1108)
Das drückendste Problem, welchem sich Tankred nach der Abreise Bohemunds nach Europa gegenübersah, war das Aufbrechen des gräko-seldschukischen Rings, welcher das Fürstentum Antiochien umgab. Da ihm Geld und Leute fehlten, sah sich Tankred einer ungewissen Zukunft gegenüber. ... Der Triumph des normannischen Fürsten über die Griechen war vollständig, und er blieb so, abgesehen von einer kurze Zeitspanne, während des seines restlichen Lebens.
IX. Der Streit um die Herrschaft in der Grafschaft Edessa (1108)
Mit Frühling 1108 hatte Tankred den Normannen alle ihre Gebiete wiedergewonnen, die kurz nach der Katastrophe von Harran in die Hände der Griechen und Seldschuken gefallen waren. Teils dank seines besitzergreifenden Schwertes und wachsenden Ansehens und teils des unaufhörlichen mörderischen Streits unter den kleinen seldschukischen Herrschern sowie dem indirekten Beistand, den Bohemunds Angriff auf das byzantinische Weltreich im Westen dem Fürstentum Antiochien gewährte, hatte sich Tankred große Vorteile im Land jenseits des Orontes gesichert. ... Dann forderte er als Zeichen der Freundschaft ein Pferd als Geschenk. Die Überreichung des Tieres war von den Bürgern einem Kurden namens Hasanoun anvertraut, einem Mann mit hervorragenden körperlichen und kriegerischen Fähigkeiten; und Tankred war so von Hasanoun beeindruckt, daß er ihm eine Ehrenrobe überreichte und ihm die Freiheit versprach im Falle, daß er in Kriegszeiten sein Gefangener werden würde.
X. Tripolitanische Angelegenheiten: Die Herstellung des syrisch-palästinensischen Machtgleichgewichts (1109)
Das Fürstentum Antiochien war zu Beginn des Jahres 1109 noch immer eine furchterregende Macht, trotz der Rückschläge, die ihm während des vorausgegangenen Herbstes widerfuhren. Der Verlust der Grafschaft Edessa an Balduin von Le Bourg und Joscelyn von Tell Baschir war ein ernster, aber nicht entscheidender Schlag für das zukünftige Schicksal Antiochiens. ... Doch alsbald sollte er Tortosa verlieren, denn Albert von Aachen erzählt uns, daß diese Stadt, die ihm von Bertrand übergeben wurde, im Sommer 1111 unter Tankreds Einfluß kam.
XI. Der Feldzug gegen Schaizar und der Entsatz Edessas (1109-1110)
Die Einnahme von Tripolis war ein echter politischer und militärischer Bumerang für die christlichen Fürsten im Heiligen Land. Wie ich erwähnt habe, hatte die Fehde Tankreds gegen Balduin von Le Bourg und Joscelyn während des vorausgegangenen Jahres (1108) lediglich den moslemischen Anführern zum Vorteil gereicht. ... Tankred kehrte daraufhin nach Antiochien zurück, und König Balduin marschierte zurück nach Jerusalem.
XII. Halebinische Angelegenheiten; die muslimische Koalition von 1111; armenische Angelegenheiten; Tod (1110-1112)
Die Rückschläge, welche die fränkischen Waffen in der Grafschaft Edessa erlebten, dienten dazu, die Begehrlichkeit Ridhwans, der seit der Zeit um 1105 die Rolle eines dem Herrn von Antiochien ergebenen abhängigen Staates gespielt hatte, wiederzuerwecken. Er fiel nunmehr ein (1110) und eroberte die Gebiete des halebinischen Landes zurück, die ihm Tankred weggenommen hatte, und er verwüstete das Fürstentum Antiochien, mordete und nahm viele gefangen und machte reiche Beute. ... Tankred wurde unter dem Säulengang der Kirche von Sankt Peter in Antiochien begraben.
Als Kreuzfahrer, Herr von Galiläa und Regent von Antiochien übernahm Tankred einen führenden Rolle in der lateinischen Eroberung von Syrien und Palästina. Man kann sagen, daß im Grunde er das Fürstentum Antiochien geschaffen hat, welches dazu ausersehen war, alle anderen von Kreuzfahrern auf syro-palästinensischem Gebiet gegründeten Staaten zu überdauern .
... Im Jahre 1108, während seiner zweiten Regentschaft und kurz vor seiner Investierung Laodiceas, machte er den Pisanern zum Ausgleich für ihren militärischen Beistand bei der Belagerung ähnliche Geschenke: eine Straße in Antiochien, ein Viertel in Laodicea mit einer Kirche und einem Lagerhaus, ebenso das Versprechen der Freiheit des Verladens in anderen Häfen und Märkten des Fürstentums.
Quellen
Arabische
Abou'l-Feda. Résumé de l'histoire des croisades in Recueil des historiens des croisades: historiens orientaux. Vol. I. Paris, 1872.
Abou'l Mehacen Youssouf. Extraits de Nodjoûm Ez-Zahireh in Recueil des historiens des croisades: historiens orientaux. Vol. III. Paris, 1884.
Ibn al-Athir. Extrait de la chronique intitulée Kamel-Altevarykh in Recueil des historiens des croisades: historiens orientaux. Vol. I. Paris, 1872.
Ibn al-Qalanisi. The Damascus Chronicle of the Crusades. Übersetzt und herausgegeben von H. A. R. Gibb. London, 1932.
Ibn Moyesser. Extraits in Recueil des historiens des croisades: historiens orientaux. Vol. III. Paris, 1884.
Kamal al-Din. Chronik von Aleppo in Recueil des. Vol. III. Paris, 1884.
Ousâma. Siehe Usamah.
Usamah Ibn-Munqidh (Kitib Al-I' Tibir). An Arab-Syrian Gentleman and Warrior in the Period of the Crusades. Übersetzt mit Anmerkungen durch Philip K. Hitti. New York, 1929.
The Autobiography of Ousâma. Übersetzt mit einer Einleitung und Bemerkungen von George Richard Potter. London, 1929.
Ousama Ibn Moundkidh. Herausgegeben von Hartwig Derenbourg. Vol. I. Paris, 1886.
Sib? Ibn al-Djawz?. Extraits du Mirat Es-Zèmân in Recueil des historiens des croisades: historiens orientaux. Vol. III. Paris, 1884.
Armenische
Guiragos von Kantzag. Geschichte Armeniens in Recueil des historiens des croisades: documents arméniens. Vol. I. Paris, 1869.
Matthias von Edessa. Extraits de la chronique de Matthieu d'Édesse in Recueil des historiens des croisades: documents arméniens. Vol. I. Paris, 1869.
Samuel of Ani. Chronographie in Recueil des historiens des croisades: documents arméniens. Vol. I. Paris, 1869.
Griechische
Anna Komnena. Alexiade in Recueil des historiens des croisades: historiens grecs. Vol. I. Paris, 1875.
The Alexiad of the Princess Anna Comnena. Übersetzt von Elizabeth A. S. Dawes, London, 1928.
Die obige Darstellung der fränkischen Strategie bei der Schlacht um Harran eine Darstellung, die zum Teil mit der von Kugler übereinstimmt basiert hauptsächlich auf den Schilderungen von Ibn al-Athir und Albert von Aachen. Die anderen Berichte über diese Schlacht, mit Ausnahme dessen von Albert von Aachen, irren mehr oder weniger stark, was die Aufstellung der christlichen Streitkräfte anbelangt.
... Aus einer Vielzahl von Gründen sehe ich mich nicht in der Lage, die Schlußfolgerungen Röhrichts, die auf Wilhelms Bericht basieren, zu unterschreiben.