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Wie
ich erfahren habe, daß die Franken weder Ehrgefühl noch
Eifersucht kennen
Die Franken kennen weder
Ehrgefühl noch Eifersucht. So kommt es vor, daß ein Franke mit
seiner Frau auf der Straße einhergeht und einen anderen Mann
trifft, der die Frau zur Seite nimmt und sich mit ihr unterhält,
während ihr Ehemann abseits steht und wartet, bis die Frau ihre
Unterhaltung beendet. Wenn es ihm zu lange dauert, läßt er sie
mit ihrem Gesprächspartner allein und geht seiner Wege.
Hier ein Beispiel, das ich selbst erlebt habe. Sooft ich nach
Nâblus kam, pflegte ich bei einem Mann namens Muizz
abzusteigen, dessen Haus den Muslimen als Herberge diente. Die
Fenster des Hauses gingen auf die Straße hinaus. Ihm gegenüber,
auf der anderen Seite der Straße, befand sich das Haus eines
Franken, der im Auftrag der Händler Wein verkaufte. Dies tat er
in der Weise, daß er eine Flasche Wein nahm und sie mit den
Worten anpries. »Der Händler Soundso hat ein Faß dieses Weines
geöffnet. Wer davon haben will, findet ihn an dem und dem Ort!«
Der Lohn für sein Anpreisen war der Wein in der Flasche. Eines
Tages nun kam der Franke nach Hause und fand einen Mann mit
seiner Frau im Bett. Er fragte ihn: »Was hat dich hierher zu
meiner Frau geführt?«
»Ich war müde und bin hierhergekommen, um mich auszuruhen.«
»Und wie bist du in mein Bett gekommen?«
»Ich fand ein Bett bereitet und habe mich darin schlafen
gelegt.«
»Und meine Frau hat mit dir geschlafen?«
»Das Bett gehört doch ihr. Konnte ich sie daran hindern, ihr
eigenes Bett zu benutzen?«
»Bei meinem Glauben, wenn du dies noch einmal tust, werden wir
uns vor Gericht sehen!«
Das war der ganze Ausdruck und das höchste Ausmaß seiner
Eifersucht!
Ein weiteres Beispiel: Im Badehaus meines Vaters hatten wir einen
Bademeister aus al-Ma'arra, namens Sâlim,
beschäftigt. Dieser erzählte mir einmal folgende Begebenheit:
»Ich eröffnete in al-Ma'arra ein Badehaus, um mir damit meinen
Lebensunterhalt zu verdienen. Eines Tages kam ein fränkischer
Ritter herein. Da die Franken es nicht mögen, wenn einer im Bad
einen Schurz um seine Hüften trägt, streckte er seine Hand aus,
zog mir meinen Schurz von den Hüften und warf ihn fort. Er
betrachtete mich - ich hatte mir gerade erst meine Schamgegend
rasiert - und rief: ,Sâlim! Ich ging nahe zu ihm hin, er
streckte die Hand nach meiner Scham aus und sagte: ,Großartig,
Sâlim! Bei meinem Glauben, das mußt du auch bei mir
machen! Dann legte er sich auf den Rücken. Er hatte an der
Stelle Haare so lang wie sein Bart. Nachdem ich ihm die Haare
wegrasiert hatte, befühlte er mit der Hand die Stelle, fand sie
schön weich und sagte: ,Sâlim, bei deinem Glauben, das mußt du
auch bei meiner Dame machen! In ihrer Sprache bedeutet Dame
Herrin, und er meinte damit seine eigene Frau. An seinen Burschen
gewandt sagte er: ,Richte meiner Dame aus, sie soll
herkommen! Der Bursche ging weg und holte die Frau herein.
Sie legte sich auf den Rücken, und ihr Mann beauftragte mich:
,Mache es so wie bei mir! Während er dabeisaß und mir
zusah, rasierte ich der Frau die Haare weg. Dann dankte er mir
und entlohnte mich für meine Dienste.«
Man
betrachte sich diesen großen Widerspruch! Sie kennen weder
Eifersucht noch Ehrgefühl, doch besitzen sie großen Mut, obwohl
doch der Mut gewöhnlich nur aus dem Ehrgefühl und aus der
Verachtung für einen schlechten Ruf entsteht.
Ähnlich ist auch folgende Begebenheit: In der Stadt Tyrus ging
ich einmal ins Badehaus und ließ mich in einer separaten Kabine
nieder. Da sagte mir einer meiner Sklaven: »Wir haben hier eine
Frau im Bad!« Als ich dann die Kabine verließ und mich auf eine
der Steinbänke setzte, da war auch gerade die Frau, die sich im
Badehaus aufhielt, herausgekommen. Sie war angezogen und stand
mit ihrem Vater mir gegenüber. Da ich mir aber nicht ganz sicher
war, ob es wirklich eine Frau war, sagte ich zu einem meiner
Begleiter: »Bei Gott, schau nach, ob dies wirklich eine Frau
ist!« Ich hatte damit eigentlich nur beabsichtigt, daß er sich
nach der Frau erkundigte, doch er ging hin, hob vor meinen Augen
den Saum ihres Gewandes hoch und schaute darunter. Da wandte sich
ihr Vater mir zu und erklärte: »Das ist meine Tochter. Seit
ihre Mutter gestorben ist, hat sie niemanden mehr, der ihr den
Kopf wäscht. Deshalb habe ich sie mit mir ins Bad genommen und
ihr selbst den Kopf gewaschen. Ich erwiderte: »Trefflich hast du
gehandelt! Gottes Lohn ist dir dafür sicher.«
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