Sehr geehrter Leser,
der
aufrechte Gang ist ein Charakteristikum, das nur dem
Menschen zukommt. Die sensationelle Entdeckung des
Allgäuer Menschenaffen aus dem Miozän sollte uns
keinesfalls dazu verleiten, über den Nachteil des
aufrechten Gangs nachzudenken, denn die Evolution
generiert nur Vorteile. Der Gebrauch der Hände
erforderte eine größere Gehirnmasse, und die Hände
endlich frei zu haben machte es erst möglich, Speere
zu schleudern und mit Pfeil und Bogen zu schießen.
Die jüngsten Funde stellen die bisherige Sichtweise
auf die menschliche Evolution, die uns als
Abkömmlinge von Primaten einstuft, keineswegs in
Frage. Was aber infrage gestellt wird, ist der
Umstand, daß die induzierte Massenzunahme des
Gehirns dort eingesetzt haben soll, wo der aufrechte
Gang gerade nicht entstanden ist, nämlich im heißen
Afrika. Noch ist es aber viel zu früh, darüber zu
entscheiden, ob der
Danuvius
guggenmosi mit dem
Homo erectus
in direkter Verbindung steht. Allerdings dürfte die
These, daß der aufrechte Gang an mehreren Orten
unabhängig voneinander entstanden sein könnte, doch
recht gewagt sein. Wenn das nämlich nicht der Fall
ist, müssen Millionen wissenschaftlicher Arbeiten in
den Papierkorb geworfen werden, und zwar all jene,
die Afrika als Ursprungsort des
Homo erectus
annehmen. Es gibt allerdings noch gewichtigere
Gründe, warum Afrika nicht der Ort der Menschwerdung
gewesen sein kann. Die Fauna Afrikas ist bis heute
weitgehend intakt geblieben. Nashörner, Tiger,
Löwen, Elefanten, Bisons, Hirsche, Wölfe und Bären
gab es noch während der Eiszeit in Europa. Nur hier
bei uns hat der Mensch sie über lange Zeiträume
systematisch ausgerottet, vermöge einer überlegenen
Waffentechnik. Das Wirken des Menschen muß sich
demnach in Europa über viel längere Zeiträume
erstreckt haben als in Afrika. Ferner trat die
Ausbildung einer höheren Kultur erstmals in Europa
in Erscheinung, während sie bereits in China um
Jahrtausende hinterherhinkte. Das älteste bekannte
figürliche Kunstwerk der Geschichte, gefertigt aus
Mammut-Elfenbein, ist die „Venus vom Hohle Fels“,
die vor 40.000 Jahren auf der Schwäbischen Alb
geschnitzt wurde, in nicht zu großem Abstand vom
Fundort des
Danuvius guggenmosi. Ein weiterer erhärtender
Befund ist der Genfluß vom Neandertaler zum Homo
sapiens, der nicht in Afrika stattgefunden haben
kann, weil es dort keine Neandertaler gab. Vor
37.000 Jahren entstand in Europa das moderne D-Allel
des Microcephalin-Gens, welches zu 70 % in hybriden
Populationen, aber nur zu 29 % in Regionen südlich
der Sahara vorkommt. Das Microcephalin-Gen hat
Einfluß auf die Gehirngröße, es kommt auch beim
Neandertaler vor, dessen Gehirn das des Homo sapiens
noch um einiges übertraf. Auch das für die
Immunabwehr wichtige HLA-C*0702-Gen kommt bei
modernen Europäern und Asiaten häufig vor, ist aber
bei Menschen afrikanischer Herkunft äußerst selten
anzutreffen. Erst durch Vermischung mit dem
Neandertaler konnte der
Homo sapiens
in Europa überleben, teils dadurch, daß er sich
gegen gewisse, nur in Europa vorkommende Krankheiten
immunisierte, teils, daß er den Neandertaler durch
eingeschleppte Krankheiten auslöschte. Das alles
passierte in Europa vor und während der letzten
Eiszeit. Es ist allerdings eine absurde Vorstellung,
daß der sonnenverwöhnte
Homo sapiens die Kälte besser vertragen haben soll als der indigene
Neandertaler. Und dennoch sehen einige die
Ausbreitung des Menschen von Afrika ausgehen. Sie
negieren die Wahrheit und verlagern den Beginn des
Menschseins, allen wissenschaftlichen Ergebnissen
zum Trotz, nach Afrika. Was nicht in ihr Weltbild
paßt, nennen sie Vorurteil und bezeichnen jedes
andere Denken als Rassismus. Dabei werben sie um
Toleranz für ihre „Schützlinge“, wobei sie sich den
wahren Sachverhalten im Kern verschließen.
Fortschrittsbehindernde Strukturen, althergebrachte,
starre und überholte Vorstellungen, die man seit dem
Beginn der Aufklärung eigentlich abschütteln wollte,
sind einer neuen sozialistischen Ideologie gewichen,
welche die Ethik über die Wahrheit stellt. Sollte
sich nämlich bewahrheiten, daß der aufrechte Gang
vor 11,6 Millionen Jahren den kulturellen Aufstieg
des Menschen im heutigen rätoromanischen Sprachraum
eingeleitet hat, bekämen jene, die um ihre soziale
Gerechtigkeit bangen, eine fürchterliche Klatsche.
Denn dann könnten nicht nur alle Süddeutschen
triumphieren, daß sie die Wegbereiter des Römischen
Reichs sind – denn die Italiker sind von ihren
früheren Wohnsitzen nördlich der Alpen nach Italien
gelangt –, auch alle Angehörigen irgendeiner
romanischen Sprache könnten sich auf die Gnade der
späten Geburt berufen, indem sie etwa davon zehren,
daß ihre Vorfahren den Göttern das Feuer
entwendeten. Bayern hat die meisten Nobelpreisträger
in Physik, das beste Schulsystem, die stärkste
Wirtschaft etc. Das kann kein Zufall sein, und
ungerecht ist es auch nicht, denn die Gleichheit der
Menschen existiert schlichtweg nicht. Sie gilt nur
vor dem Gesetz. Andere können uns jetzt darum
beneiden, daß bei uns in Mitteleuropa die Aufklärung
stattgefunden hat – von der man leider heute nicht
mehr allzuviel merkt. So hat Leonardo da Vinci die
Mona Lisa gemalt, Johann Wolfgang von Goethe seinen
Faust in Deutschland gedichtet und Ludwig van
Beethoven die 9. Symphonie in Wien uraufgeführt. Sir
Isaac Newton hat die Keplerschen Gesetze hergeleitet
und zusammen mit Gottfried Wilhelm Leibniz die
Differentialrechnung erfunden. Die industrielle
Revolution hat in England begonnen, James Watt
verbesserte die Dampfmaschine, die Gebrüder Wright
absolvierten den ersten erfolgreichen Motorflug und
Carl Benz baute den ersten Benziner. Von Europa aus
ist die Welt besiedelt worden, vor langer Zeit
zuerst Asien, dann Australien, Amerika, Afrika und
zuletzt Polynesien. Im Kolonialzeitalter dehnten die
Europäer ihre Herrschaft nahezu über die ganze Welt
aus und brachten Bildung und medizinisches Wissen
mit. Das alles wäre niemals passiert, wenn nicht
zuerst im Allgäu ein Vormensch sich auf die
Hinterbeine gestellt hätte.
Mit
freundlichen Grüßen
Manfred Hiebl
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Stand: 22. November 2019 |