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S. schrieb: Hallo Manfred,

ich habe eine Frage! Was genau ist denn eine Fehde? Wie würdest du das Wort definieren?

Grüße S.

Antwort: Hallo S.,

offen gestanden habe ich über die genaue Herkunft des Wortes Fehde noch nie richtig nachgedacht. Um sich die Bedeutung dieses Begriffs klarzumachen, müßte man schon ein Bedeutungswörterbuch zu Rate ziehen. Ich denke, daß das Wort germanischen Ursprungs ist, es erinnert, gleichlautend, sofort an "Feinde", und in der Tat hat es mit Feindschaft zu tun, und zwar der erklärten Feindschaft unter gleichrangigen Gegnern. Im Mittelalter schrieben die ritterlichen Tugenden den Streitenden vor, wie sie sich bei einer Auseinandersetzung zu verhalten hatten. Der Ehrenkodex legte fest, daß man seinem Gegner im Falle einer erlittenen Unbill zunächst den Fehdehandschuh zu übergeben hatte, womit zugleich der Beginn der Kampfhandlungen signalisiert war und der Angriff keinem heimtückischen und hinterlistigen Anschlag mehr gleichkam. Dieses Ankündigen der Auseinandersetzung sollte dem waffenfähigen Gegner Gelegenheit geben, sich für den Kampf zu rüsten, um nicht unvorbereitet mit letzterem konfrontiert zu werden. Der die Fehde Erklärende verzichtet damit freiwillig auf alle Vorteile, die ihm ein Erstschlag bietet, zumal er ja seinem Gegner gleiche Chancen einräumt. Rein mit logischen Überlegungen ist dieses großmütige Verhalten natürlich nicht zu erklären, vielmehr überlassen die Streithähne das Herbeiführen einer gerechten Entscheidung quasi einer höheren Instanz, ganz nach Art eines Gottesurteils. Dieses an Edelmut unübertroffene und dem höfisch-ritterlichen Leben des Mittelalters entstammende Ideal, dessen Ursprünge bis auf das Germanentum zurückreichen, ist, was Sitte und Moral betrifft, einzigartig, womit die höfische Kultur des Abendlandes sich deutlich von allen anderen Kulturen, die nichts Vergleichbares haben, abhebt. Die Fehde fand später ihre Fortsetzung im Duell, wo man im Falle einer Beleidigung nach festem Ritual von seinem Kontrahenten Satisfaktion fordern konnte, sowie in der allgemeinen Kriegserklärung. Leider zeigen uns Beispiele wie der Angriff der Japaner auf Pearl Harbour oder der Überfall Hitlers auf Polen, daß es mit den ritterlichen Tugenden in neuester Zeit nicht mehr weit her war.

Gruß Manfred