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Der römische Kalender

 

     Vor der Einführung des Julianischen Kalenders durch Cäsar herrschte im römischen Kalenderwesen eine ziemliche Unordnung. Offiziell war ein Sonnenkalender mit einer an Lunisolarkalender erinnernden Schaltregel in Kraft. Ein Normaljahr hatte eine Länge von 355 Tagen, ein Schaltjahr 377 oder 378 Tage. Ein Monat hatte eine Länge von 29 bzw. 31 Tagen (März, Mai, Juli, Oktober); eine Ausnahme stellte lediglich der Monat Februar mit 28 Tagen dar. In Schaltjahren wurde der Februar mit dem 23. Februar (dieser Tag trug die Bezeichnung Terminalien) beendet und dann ein Schaltmonat (Intercalaris) eingefügt, der 27 oder 28 Tage hatte. Normaljahre und Schaltjahre sollten abwechselnd aufeinander folgen, so daß sich für einen Zyklus von vier Jahren insgesamt die Länge von 355 + 378 + 355 + 377 = 1465 Tagen ergab. Dies ist um etwa vier Tage länger als vier tropische Jahre mit 1460,969 Tagen.
     Für uns gilt es als selbstverständlich, die Tage innerhalb der Monate nach ihrer Ordnungszahl zu benennen. Im alten Rom aber wurde ein eigentümliches System angewendet, nach dem die Tage rückwärts bis zu bestimmten herausragenden Monatstagen gezählt wurden. Der erste Tag eines jeden Monats wurde als Kalenden (im Plural) bezeichnet. Der fünfte, in den Monaten mit 31 Tagen aber der siebente Tag hieß Nonen. Der 13. bzw. in den Monaten mit 31 Tagen der 15. Tag waren die Iden, die etwa die Monatsmitte bezeichneten. Zwischen diesen Tagen zählte man rückwärts bis zu den nächsten Kalenden, Nonen oder Iden, wobei diese Tage selbst mitgezählt wurden. Der Tag unmittelbar vor den Kalenden, Nonen oder Iden trug die Bezeichnung Pridie anstelle des schematischen »Tag II vor den Kalenden/Nonen/Iden«.
     Nach dem 23. Februar begann in einem Schaltjahr der Schaltmonat Intercalaris. Er hatte 27 oder 28 Tage, je nachdem, ob es sich um ein Schaltjahr mit 377 oder 378 Tagen handelte. Schnell ergab sich ein merklicher Unterschied zwischen dem Kalender und den Jahreszeiten, da das römische Jahr ja um etwa einen Tag zu lang war. Daher wurden häufig willkürliche Einschaltungen vorgenommen, wobei mitunter erst wenige Tage vor den Terminalien des Februar (23. Februar) entschieden wurde, ob geschaltet werden sollte oder nicht. Da die Tage nach den Iden aber rückwärts bis zu den Kalenden des März (in Normaljahren) oder des Schaltmonats (in Schaltjahren) gezählt werden mußten, wurden in solchen Jahren die Tage bis zu den Terminalien des Februar gezählt. Der 20. Februar wurde dann mit «Tag IIII vor den Terminalien» bezeichnet. Durch das Einschalten von 27 oder 28 Tagen ging auch die Übereinstimmung des Kalenders mit den Mondphasen schnell verloren.
     Die Jahre zählte man seit der Gründung der Stadt Rom, die meist für das Jahr 753 v. Chr. angesetzt wurde. Die Wirren im römischen Kalender wurden durch die Einführung des durch den alexandrinischen Astronomen Sosigenes erarbeiteten julianischen Kalenders beendet. Das römische System der Tagesbezeichnung wurde prinzipiell beibehalten, jedoch änderte sich in den meisten Monaten die Numerierung der Tage nach den Iden.
     Die wichtigste Neuerung war die Einführung der Schaltregel: Auf drei Gemeinjahre mit jeweils 365 Tagen sollte ein Schaltjahr mit 366 Tagen folgen. Damit wurde die Bindung der Monate an die Mondphasen vollkommen aufgegeben, und die Monate erhielten 30 bzw. 31 Tage, mit Ausnahme des Februars, der wegen der in diesem Monat liegenden Gedenktage an die Verstorbenen nicht verändert wurde. Im Unterschied zum bisherigen römischen Kalender wurde in Schaltjahren nun nicht mehr ein ganzer Monat eingefügt, sonder lediglich ein einzelner Tag. Diesen schob man nach dem 24. Februar als »zweiten« Tag VI vor den Kalenden des März ein.